Ausstellung vom 17.07. – 18.07. 2021
Vor Kurzem beendete der Schauspieler Manfred Zapatka seine Bühnenkarriere. Sein Sohn, der Fotograf Fabian Zapatka, hat ihn beim Abschiednehmen begleitet. Davon handeln die Bilder der Ausstellung VATER – und doch, von viel mehr.
Am Anfang des erkundungsfreudigen Projektes steht die Frage: Wie kann man sich den Weg zum Anderen mithilfe der Fotografie eröffnen? Zumal diese andere Person der eigene Vater ist. Eine wirkmächtige Figur, die nicht nur vom Tasso, über Hamlet bis zum Lorenzaccio nahezu alle Rollen am Deutschen Ensembletheater gespielt hat, sondern gleichzeitig im Leben in der Rolle des Vaters auftritt. Ein mehrfaches Vexierspiel also, das es erforderlich macht, einerseits nicht nur eine Person und ihr Leben am Theater zu porträtieren, ohne sie auf genau solches zu reduzieren, und anderseits die Beziehung zwischen Vater und Sohn, Subjekt und Fotograf in der Arbeit zu reflektieren.
Fabian Zapatka rückt in seinen Bildern niemanden nach seinen Vorstellungen zurecht, er dramatisiert nicht, macht kein Ereignis groß oder klein, oder versucht einen authentischen Ausschnitt der Wirklichkeit zu reproduzieren. Seine Fotografie setzt sich vielmehr mit der Beziehung zu einer Wirklichkeit auseinander und verweist auf Beziehungsgeflechte. Zwischen Menschen, Orten und letztlich der Instanz des Fotografierenden selbst.
Dem Betrachter ist anheimgestellt, welches Verhältnis er zu den Bildern aufbaut, die immer nur einen Spalt zu einer »halboffenen Tür« aufmachen, wie der schwedische Lyriker Tomas Tranströmer geschrieben hat, die zu »einem Raum für Alle« führen. In diesem Fotoessay sieht man ein Gesicht von Manfred Zapatka, ein einzigartiges Gesicht, und doch Gesicht unter Gesichtern, ein unvergleichliches Leben, und doch ein Leben unter Gleichen, eine einmalige Vater-und-Sohn-Beziehung, und doch, in Auszügen, erspürbar für uns alle.
Frank Steinhofer
Fabian Zapatka *1978, lebt und arbeitet in Berlin; seit 2006 freiberuflicher Fotograf; diverse Publikationen in renommierten Magazinen (Qvest, Spex, Tempo, SZ-Magazin, LFI, Weltwoche, Human Globaler Zufall, Le Point, Die Zeit, GeoSaison, Spiegel); 2008 Teilnahme am Fotoprojekt „24 h Berlin"; 2010 Einzelausstellung „Festival of Festivals" Cinema Jenin in Haifa, Israel; 2015 „Perspective 1“, Distance over Time; 2020 "Vater" Kerber Verlag.
Eröffnung: 16. Juli 2021, 19-22h
Ausstellung vom 17.07. – 18.07. 2021
pavlov’s dog
zu Gast bei erstererster
Pappelallee 69
10437 Berlin
Bild: Fabian Zapatka, o.T. aus "VATER", 2019, 61 x 80, Handabzug, Auflage 1/3; 750 €